Freitag 1.1.2010

Nach der beeindruckenden Nacht - Silvester auf dem "Gaza Freedom Square", aber auch auf dem Camp (die ganze Zeit!) der französischen Delegation vor "ihrer" Botschaft, immer "gut bewacht", war es ein gutes Signal, jetzt vor der israelischen Botschaft zu demonstrieren (Peter und Günter/Elfi ergänzen sich; Bilder der Schweizer .. sind weg.).

Es geht um Israels Politik.

Ägypten folgt nur den westlichen Vorgaben gegenüber Israel. Schlimm genug, aber es geht um Israels Blockade - und um die Regierungen zuhause. Die Demonstrationen in Kairo sind auch eine internationale Distanzierung gegenüber der Komplizenschaft der eigenen Regierungen mit dem Unrecht!

Die Enttäuschung der GFM-TeilnehmerInnen, nicht nach Gaza durchgelassen worden zu sein,

wird offensichtlich überlagert vom Erlebnis der eindrücklichen Solidarität für ein gemeinsames Anliegen, das mit den Auseinandersetzungen in Kairo möglicherweise mehr internationale Aufmerksamkeit bekam als eine Demonstration in Gaza alleine - jedenfalls: die Aufmerksamkeit ist jetzt da. (Blockiert, aber nicht resigniert)

Mutig: die Hungersteikenden rufen zu weltweiter Beteiligung auf: Gaza Freedom March Hunger Strikers Vow to Continue and Call for Mass Participation

Schon in den letzten Jahren konnte ich beobachten (z.B. anläßlich der Europäischen Sozialforen), wie sehr sich Aktivisten zum Thema Palästina international vernetzten - die Beteiligung beim "Gaza Freedom March" illustriert das nachdrücklich. Ein Schweizer Statement das für viele gelten dürfte: Wenn wir nach Hause kommen, werden die Delegationen ihre Vernetzung verstärken und darauf hinarbeiten, dass das Unrecht, dass den Palästinensern widerfährt beendet wird..

Übrigens, jetzt erst gesehen: Aus Österreich sind die Frauen in Schwarz dabei.

Ich sehe jetzt von Kairo eine Botschaft ausgehen, ich wünsche mir daß die Ereignisse auf Kairos Plätzen mehr als ein Neues Jahr markieren.

Es war etwas Neues für Ägypten - aber "As internationals, though, we have great protection not enjoyed by locals", das wurde nie aus den Augen verloren. Das verhinderte allerdings nicht, dass die Polizei Strassen gewaltsam räumte oder "Internationals" beim Besuch ihrer Botschaft angriffen (was aber wohl von den Wünschen der Botschaft abhängen könnte).

(Ergänzung später: ... While the police presence was heavy, no arrests were made. "It is only because you're here that they're allowing us to do this," said one Egyptian activist, who stood next to me on the crowded steps. "Without you, we'd all be locked up straight away." ... - niemand mußte ins Gefängnis!)

Moderne Aktionen sind inzwischen auch insofern anders als früher, als eine eigen Dokumentation, unabhängig von Standardmedien, fast schon selbstverständlich erscheint. ("... and while many were singing, he was uploading".)

Gleichzeitig läuft parallel die alte Desinformation weiter (CNN: "The Islamist group Hamas violently took over Gaza in 2007" - und wer hat die Wahlen davor mißachtet?). Ok, wer da gegenhält muss selbst Islamist oder was Schlimmeres sein ..

www.palaestina-heute.de sieht dazu bei der Israelischen Botschaft in Berlin nach - dort lebt man in einer anderen Welt. Das Weltbild wird natürlich von der Bildzeitung gedruckt. Alles klar, denke ich zunächst, nur - es ist leider nicht nur die Bildzeitung offen für so was. (Dazu denke ich kommt auch auf dieser Seite noch was.)

Peters Videos (und Photos auch von den anderen) kommen wohl eher nach Rückkehr zum Einsatz, wenn er nicht gerade dem ZDF aushelfen muß ;-)

Noch eine traurige Nachricht: Eine Teilnehmerin der französischen Gruppe starb unglücklicherweise in Kairo - eines "natürlichen Todes", keine direkte Beteiligung von ägyptischer Seite.