Honduras-Delegation 2010

HONDURAS EN PRIMER PLANO - Abgeschafft und doch auf Expansionskurs: Die Privatstädte (ZEDE) in Honduras

18 Stunden 24 Minuten ago




Freitag 26.9.2025
16:00 - 17:30 Uhr (Europa)
08:00 - 09.30 Uhr (Honduras)

online (zoom) - spanisch mit deutscher Synchronübersetzung

Anmeldung bis zum 25.09.2025 mit Vor- und Nachnamen und ggfs. Organisation an honduras@oeku-buero.de Wir versenden den Veranstaltungslink vor der Veranstaltung am 25.09.2025
Informationen zur Veranstaltung:

Nach dem Willen der Regierung und des Obersten Gerichtshofs in Honduras sollten sie längst abgeschafft sein, doch sie entwickeln sich trotz des Wegfalls ihrer rechtlichen Grundlagen munter weiter: Die sogenannten Sonderzonen für Beschäftigung und Entwicklung (spanisch: ZEDE) sind nahezu autonome Enklaven rechtslibertärer Investor:innen, die nach eigenem Gutdünken möglichst staatsfrei wirtschaften und sich selbst verwalten wollen. Konkret ist das zum einen Próspera auf der Karibikinsel Roatán, finanziert durch das US-amerikanische Unternehmen Pronomos Capital von Patri Friedman, in dem wiederum Startkapital des Tech-Milliardärs Peter Thiel steckt. In Próspera, der weltweit ersten Privatstadt, setzt man unter anderem auf Kryptowährungen und in den USA verbotene medizinische Experimente. Zum anderen geht es um Ciudad Morazán in Choloma, in der Nähe der dortigen großen Weltmarktfabriken. Hauptakteur ist hier der italienische Pharmaunternehmer Massimo Mazzone. Nach dem ZEDE-Gesetz von 2013 durften die Privatstädte beliebig expandieren - auch in räumlich von ihnen getrennte Gebiete. Próspera beruft sich weiter auf diese Regelung und breitet sich trotz der Annullierung des Gesetzes ungehindert sowohl auf den Bay Islands als auch aufs honduranische Festland aus.
Gegen den honduranischen Staat haben die Betreiber-Unternehmen der Privatstädte Klagen in Milliardenhöhe vor dem Internationalen Schiedsgericht der Weltbank in Washington eingereicht. Dabei berufen sie sich auf den Investitionsschutz nach dem Freihandelsabkommen zwischen den USA und Zentralamerika (CAFTA). Allein der Schadensersatz, den Próspera von Honduras fordert, beläuft sich auf rund ein Viertel des aktuellen Bruttoinlandsprodukts und stellt daher eine beträchtliche Drohkulisse für das hoch verschuldete Land dar. Da sich die Schiedsverfahren über Jahre hinziehen dürften und noch dazu Ende November dieses Jahres Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in Honduras anstehen, ist die zukünftige Entwicklung rund um die ZEDE derzeit kaum abzusehen.

Christopher Castillo, Koordinator der Umweltorganisation ARCAH, gehört seit Jahren zu den bekanntesten Stimmen des zivilgesellschaftlichen Widerstands gegen die ZEDE in Honduras. Er bringt uns auf den neuesten Stand der Entwicklungen, wirft einen Blick auf die aktuellen Strategien der honduranischen Regierung, sich gegen die ZEDE zu wehren und diskutiert mit uns über die mögliche Zukunft der Privatstädte, die von globalen Netzwerken vorangetrieben werden.

Anmeldung bis 25.September unter: honduras@oeku-buero.de

Veranstaltende: Ökumenisches Büros für Frieden und Gerechtigkeit e.V., Cadeho, HondurasDelegation mit freundlicher Unterstützung durch das FDCL

In der Reihe Perspectivas Diversas,  gefördert durch ENGAGEMENT GLOBAL mit Mitteln des 

Delegation

Offener Brief an die Präsidentin von Honduras über die alarmierende Gewalteskalation im Aguán-Tal

3 Wochen 2 Tage ago
Nach erneuten Morden in Bajo Aguan rufen Menschenrechtsorganisationen Alarm ausQuelle:Bufete Estudios para la Dignidad

 Mittwoch, 20. August 2025

Frau Präsidentin Xiomara Castro Sarmiento,

die 26 unterzeichnenden Organisationen und Kollektive, die sich für die Verteidigung der Menschenrechte und die Solidarität mit Lateinamerika, insbesondere mit Mittelamerika und Honduras, einsetzen, wenden sich an Sie in tiefer Bestürzung über die Lage im unteren Aguán-Tal.

Mit Schmerz, Trauer und Empörung schließen wir uns der Trauer der bäuerlichen Gemeinschaften aus der Region angesichts der neuen Welle von Morden an Mitgliedern von Genossenschaften und Bauernunternehmen an, die in der Agrarplattform (Plataforma Agraria) und der Koordinierungsstelle der Volksorganisationen des Aguán-Tales (COPA) zusammengeschlossen sind. Mit großer Sorge beobachten wir die Eskalation der Gewalt, die durch Drohungen, Vertreibungen und Morde gekennzeichnet ist. Diese Morde sind meist gezielt und werden von Auftragskillern ausgeführt, wodurch sich in der Region ein Klima der Angst ausbreitet.

Wir schließen uns der Warnung der Koalition gegen Straflosigkeit an: Diese Verbrechen sind keine Einzelfälle, sondern Teil einer systematischen Strategie zur Zerschlagung der Bauernbewegung in einem Kontext hochgradiger Straflosigkeit.

Wir bitten Sie höflich, dringend Maßnahmen zu ergreifen, um:

• die kriminellen Strukturen, die im Aguán-Tal operieren, zu zerschlagen, insbesondere die Gruppen, die als Los Cachos und Los Canechos bekannt sind;

• die Verbrechen aufzuklären und die Verantwortlichen strafrechtlich zu verfolgen;

• das Leben derjenigen zu schützen, die ihr legitimes Recht auf Verteidigung ihrer Territorien ausüben;

• das Abkommen vom 22. Februar 2022 mit den dort genannten Genossenschaften und kleinbäuerlichen Unternehmen umzusetzen und eine unabhängige Wahrheitskommission für das Aguán-Tal einzurichten.

 

Von den zahlreichen gewaltsamen Todesfällen im unteren Aguán-Tal möchten wir einige der jüngsten Fälle hervorheben, für die es konkrete Hinweise auf einen direkten Zusammenhang mit der Verteidigung der Gebiete und den Aktivitäten der landwirtschaftlichen Genossenschaften und Vereinigungen gibt:

•        1. August 2025: Ermordung von Abel Monroy, Schwiegervater eines Mitglieds der Genossenschaft El Chile. Er hatte zuvor Drohungen im Zusammenhang mit der Arbeit seines Familienangehörigen in dieser Genossenschaft erhalten.

•        26. Juli 2025: Ermordung, durch mutmaßliche Auftragskiller, von Héctor Otoniel Castro Hernández, Mitglied der Empresa Campesina Gregorio Chávez und Bruder von Wendy Castro Hernández, stellvertretende Koordinatorin der Plataforma Agraria.

•        17. Juli 2025: Ermordung von Ramón Rivas Baquedano, Mitglied der Empresa Asociativa Campesina de Producción La Aurora, und seines Sohnes Carlos Rivas, Mitglied der Empresa Campesina Gregorio Chávez.

•        2. Februar 2025: Ermordung von José Luis Hernández Lobo und seiner Partnerin Suyapa Guillén, aktive Mitglieder der landwirtschaftlichen Genossenschaft Empresa Campesina Gregorio Chávez.

•        2. Januar 2025: Ermordung von Arnulfo Díaz. Bewaffnete Männer lauerten ihm am Rande der Genossenschaft Brisas del Aguán auf und erschossen ihn in seinem Fahrzeug.

 

Nach Informationen aus verschiedenen Quellen wurden allein im bisherigen Verlauf des Jahres 2025 elf Morde an Kleinbauern und - bäuerinnen sowie ein schwerer Fall von Folter verzeichnet.

Nach zahlreichen Anzeigen von Bauernorganisationen hatte der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte (CIDH) im November 2024 vor der Präsenz paramilitärischer Gruppen in der Region und den damit verbundenen hohen Risiken für Bauern und Menschenrechtsverteidigern gewarnt.

Wir möchten hier einige sehr besorgniserregende Vorfälle von Gewalt gegen Kleinbäuer*innen und Menschenrechtsverteidiger*innen nennen:

·         Am 18. Januar 2023 wurde Omar Cruz, Präsident der Genossenschaft Los Laureles, zusammen mit seinem Schwiegervater Andy Martínez Murillo ermordet. Eine Woche zuvor hatte Cruz bei der Staatsanwaltschaft Anzeige gegen Miguel Mauricio de la Soledad Facussé Saenz, Eigentümer der Corporación DINANT, erstattet. In der Anzeige wird Facussé als „Täter und Komplize” der illegalen bewaffneten Gruppe Los Cachos beschrieben.

·         Am 12. Februar 2023 wurde Hipólito Rivas, Gründer der Empresa Asociativa Campesina Gregorio Chávez, zusammen mit seinem Sohn Javier Rivas ermordet. Zeugen schreiben den Mord einer bewaffneten Gruppe zu, die die Finca Pasó Aguán kontrolliert und von dort aus Mitglieder der Bauernvereinigung angreift.

·         Am 9. Januar 2023 wurden zwei Mitglieder der Cooperativa El Chile durch Schüsse aus Schrotflinten von Mitgliedern der Sicherheitsfirma SEC verletzt, die offenbar Verbindungen zu illegalen bewaffneten Akteuren hat.

·         Am 22. Mai 2023 wurde Candelario Martínez, Schwager des Sprechers der Plataforma Agraria, Yoni Rivas, ermordet.

·         Es folgte die Ermordung einer Cousine von Wendy Castro Hernández, der stellvertretenden Koordinatorin der Plataforma Agraria.

·         Am 17. März 2024 wurde Marvin Dubón, Sprecher der Cooperativa Tranvío, erschossen.

·         Am 17. Oktober 2024 wurde Selvin Noe García, Mitglied der Kooperative Brisas del Aguán, von bewaffneten Männern in seinem Fahrzeug erschossen.

 

Frau Präsidentin, dies ist ein internationaler Appell an Ihre Menschlichkeit auf der Basis der Garantie des Rechts auf Leben. Dieses Recht schützt alle Menschen, einschließlich der Bauern und Bäuerinnen des unteren Aguán-Tales, die ihre Rechte auf Land und ein würdiges Leben verteidigen.

Wir wissen die Solidaritätsbekundungen von Mitgliedern Ihrer Regierung gegenüber den

Kleinbauern und - bäuerinnen im Aguán-Tal zu schätzen, doch diese allein reichen nicht aus. Wir bitten Sie dringend, zu handeln und konkrete Maßnahmen zu ergreifen, um der Gewalt in der Region ein Ende zu setzen. Die Mittel dazu liegen in den Händen der Exekutive und der honduranischen Justiz.

 

Die Situation duldet keinen weiteren Aufschub!

Unterzeichnende Organisationen und Initiativen:



 


 

 


Ökumenisches Büro für Frieden und Gerechtigkeit (Deutschland)

Kollektiv CADEHO (Deutschland)

Honduras-Delegation (Deutschland)

Romero Initiative (Deutschland)


 

 


 



 

ACI Participa (Honduras)

Arbeitskreis „Dritte Welt“ (Deutschland)

AWO International (Deutschland)

Colectivo Jesús María Valle J. (Kolumbien)


 

 


 


 


 

Collettivo Italia Centro America CICA (Italien)

Comunicadores y Comunicadoras Populares por la Autonomía COMPPA (Mexiko)

US-El Salvador Sister Cities (USA)

CAREA e.V. (Deutschland)

 


 


 


 


Guatemala Solidarität Österreich

France Amerique Latine (Frankreich)

Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika FDCL (Deutschland)

Ya Basta Netz (Deutschland)

 


 


 


 

 


 

Naturfreunde Deutschlands

Pax Christi International (Belgien)

Peace Watch Switzerland (Schweiz)

Komite Internazionalistak Euskal Herria (Spanien)



 


 


 

ÖkoEsel (Deutschland)

Umweltnetzwerk für Zentralamerika ENCA (Vereinigtes Königreich)

Netzwerk Guatemala-Schweiz „Guatemalanetz Bern“ (Schweiz)

Transgalaxia (Deutschland)

 

 

 

Diana Bohn

 

 

Mitglied der Berkeley Peace & Justice Commission (USA)

Vereinigung für medizinische Hilfe in Mittelamerika, AMCA (Schweiz)

 


Delegation

Gewalt gegen Landaktivisten in Honduras verschärft sich im Aguán-Tal

1 Monat 2 Wochen ago
Zehn Morde an Kleinbauern seit Jahresbeginn. Konflikt besteht seit Jahrzehnten. Bauernverbände fordern glaubwürdige Untersuchungen und Einhaltung der Verträge mit der RegierungVon Giorgio Trucchi Übersetzung: Andrea Lammers amerika21, rel-uita



Zehnter Mord in Serie: Am 26.7. wurde Otoniel Hernández Castro bei der Feldarbeit dem Vernehmen nach von einem Killerkommando erschossenQuelle:Plataforma Agraria


Tegucigalpa/Tocoa. Am 26. Juli ist in Honduras ein weiteres Mitglied der landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft "Gregorio Chávez" erschossen worden. Der 22-jährige Héctor Otoniel Hernández Castro wurde zusammen mit zwei weiteren jungen Männern, die unverletzt blieben, von bewaffneten Männern angegriffen, während sie auf dem Feld in der Gemeinde Cuyamel im Bezirk Trujillo arbeiteten. Dies teilte die Agrarplattform des Aguán-Tals mit, der die Genossenschaft angehört.


Otoniel Hernández war der Bruder von Wendy Hernández, Mitglied der landwirtschaftlichen Genossenschaft El Chile und stellvertretende Koordinatorin der Agrarplattform. Wendy Hernández engagiert sich, so die Agrarplattform, insbesondere "gegen kriminelle Gruppen im Dienste der Agrarindustrie in der Region Bajo Aguán, darunter die bewaffnete Gruppe, die im 'Lote Ocho' innerhalb der Farm Pasó Aguán operiert und der den Behörden bestens bekannt ist".

In der Mitteilung wandte sich die Agrarplattform in klaren Worten an Präsidentin Xiomara Castro: "Frau Präsidentin Xiomara Castro, wir fordern Ihre Regierung auf, dringend Maßnahmen zu ergreifen, um unser Leben zu schützen, denn hier in der Region Bajo Aguán werden wir wie Tiere gejagt, obwohl wir nur Landwirte sind, die für unser Recht auf Zugang zu Land und den Schutz der natürlichen Ressourcen kämpfen. Wir fordern Sie außerdem auf, Ihr Mandat als Regierungschefin von Honduras zu erfüllen."

Bereits am 17. Juli waren Ramón Rivas Baquedano u
nd sein Sohn Carlos Rivas Canales, beide Mitglieder der landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften "La Aurora" und "Gregorio Chávez", auf dem Weg zur Arbeit von bewaffneten Männern überfallen und ermordet worden.

Die Opfer waren Verwandte von Santos Hipólito Rivas und seinem Sohn Javier Rivas, Landrechtsaktivisten, die bereits 2023 ermordet wurden und deren Fall straflos blieb. Nach Angaben der Agrarplattform und des Büros des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte in Honduras (OACNUDH) wurden im vergangenen Monat fünf organisierte Landwirte ermordet, zehn seit Jahresbeginn und mehr als 200 seit dem zivil-militärischen Staatsstreich 2009.

"Diese Handlungen sind das Ergebnis der Straflosigkeit und des Vorgehens krimineller Gruppen. Sie dienen dazu, den kontinuierlichen Raub von Agrarreformland immer weiter fortzusetzen", erklären die Agrarplattform und die Koordinierungsstelle der sozialen Organisationen des Bajo Aguán (COPA) in einer Mitteilung.

Beide Organisationen machen direkt die kriminelle Vereinigung "Los Cachos" dafür verantwortlich. Sie habe in den vergangenen Monaten gewaltsam Bauernfamilien aus verschiedenen Genossenschaften vertrieben, die Vereinbarungen mit der aktuellen Regierung unterzeichnet hatten (amerika21 berichtete).

Am 22. Februar 2022 hatte die Regierung von Präsidentin Castro Vereinbarungen mit Organisationen und landwirtschaftlichen Genossenschaften unterzeichnet, um die Agrarproblematik zu lösen und Frieden in die Region Aguán zu bringen. Diese Vereinbarungen umfassten die Einrichtung einer ursprünglich als unabhängige Wahrheitskommission konzipierten, später unter Regierungskontrolle gestellten Dreier-Kommission zur Untersuchung von Menschenrechtsverletzungen in der Region.

Die Agrarplattform und COPA warnen davor, dass die illegale Gruppe der Cachos direkte Verbindungen zur Unternehmensgruppe DINANT haben soll. Corporación DINANT ist ein in Honduras führendes Unternehmen für den Anbau und die Verarbeitung von Palmöl, das von Mitgliedern der zu trauriger Bekanntheit 1 gelangten Familie Facussé kontrolliert wird.

Die Organisationen fordern eine umfassende, unverzügliche und glaubwürdige Untersuchung der Morde, die erneut Trauer über das Aguán-Tal gebracht haben. Weiter verlangen sie sofortige Maßnahmen zum Schutz derjenigen, die dort weiterhin für den Zugang zu Land und gegen die Ausweitung agrarindustrieller Monokulturen und des Bergbaus kämpfen.

Drei Tage vor dem Doppelmord an Ramón und Carlos Rivas hat das Komitee zur Verteidigung der Gemeingüter aus der Kreisstadt Tocoa des zehn Monate zuvor ermordeten Juan López gedacht. López war eine Führungspersönlichkeit im Kampf gegen extraktivistische Politik und Projekte, insbesondere gegen das Bergbau-Megaprojekt, das den Nationalpark Montaña de Botaderos "Carlos Escaleras" bedroht.

Das Megaprojekt wird von Inversiones Los Pinares und Inversiones Ecotek durchgeführt. Die beiden Unternehmen gehören zur EMCO-Holding von Lenir Pérez Solís und Ana Facussé Madrid, Tochter des verstorbenen Miguel Facussé Barjum, ehemaliger Vorsitzender von DINANT. Gegen Manager von Inversiones Los Pinares wurde im Mai ein Verfahren eröffnet (amerika21 berichtete).

Derzeit befinden sich drei Personen in Haft, die beschuldigt werden, López ermordet zu haben. Allerdings sind keine Fortschritte bei der Ermittlung und Festnahme der Drahtzieher bekannt (amerika21 berichtete).

Neben der Verurteilung der Ermordung von Ramón und Carlos Rivas forderte das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte in Honduras den honduranischen Staat auf, seine Verpflichtungen aus der Vereinbarung mit den Genossenschaften und landwirtschaftlichen Vereinigungen einzuhalten. "Mehr als drei Jahre nach Unterzeichnung der Vereinbarung fordert die Gewalt weiterhin Opfer, da es an einem strukturellen Ansatz zur Lösung des Konflikts mangelt", warnte die internationale Instanz.

Das Hochkommissariat betont insbesondere die dringende Notwendigkeit, die Wahrheitskommission für den Bajo Aguán einzurichten, um das Recht der Opfer auf Wahrheit, Gerechtigkeit, Wiedergutmachung und Garantien der Nichtwiederholung zu gewährleisten.

  • 1.Der 2025 verstorbene Firmengründer Miguel Facussé Barjum war einer der erfolgreichsten und mächtigsten Unternehmer in der Geschichte des mittelamerikanischen Landes. Kritiker:innen warfen ihm unter anderem sein aggressives Vorgehen gegen Kleinbäuer:innen für die Ausdehnung seiner Palmölplantagen und mutmaßliche, von Corporcacion Dinant stets bestrittene, Verbindungen zu einem Drogenkartell vor. 1997 beschuldigten Zeug:innen und einer der Täter Facussé in den Mord an dem Umweltaktivisten Carlos Escaleras verwickelt gewesen zu sein. 
rel-uita

mo

Delegation

Wahlbehörde lässt unabhängige Kandidaturen nicht zu

2 Monate 1 Woche ago

Beschwerde gegen Entscheidung eingelegt. Organisationen sprechen von "systematischem Ausschluss" und "Betrug". Vereinbarung zwischen den drei etablierten Parteien vermutet

Von Daniela Dreißig amerika21 
Victor Fernández, unabhängiger Bürgermeisterkandidat für San Pedro Sula, während einer Protestaktion für die Einschreibung  Quelle:@VictorFerG

Tegucigalpa/San Pedro Sula. Sechs unabhängige Kandidat:innen dürfen voraussichtlich nicht an den Wahlen im November teilnehmen. Am 30. November finden in Honduras die Präsidentschafts-, Parlaments- und Kommunalwahlen statt.

In einer Presseerklärung vor der Wahlbehörde (CNE) am Freitag erklärte Víctor Fernández, unabhängiger Bewerber für das Bürgermeisteramt in San Pedro Sula und Koordinator der Menschenrechts- und Umweltbewegung (MADJ), dass sie Einspruch gegen die Entscheidungen der CNE wegen der nicht zugelassenen unabhängigen Kandidaturen zu den Wahlen eingereicht haben. Er schloss nicht aus, den Obersten Gerichtshof und internationale Instanzen anzurufen, um sicherzustellen, dass das Recht auf Teilnahme am politischen Prozess für die Bürger:innen respektiert wird.

Bereits zu Wochenbeginn kritisierte Fernández, dass "die CNE mit antidemokratischen Tricksereien, betrügerischer Absicht und durch Verletzung der Menschenrechte die Registrierung unserer Kandidatur für San Pedro Sula abgelehnt hat." Das MADJ, so Fernández weiter, habe alle notwendigen Anforderungen wie Unterschriften und entsprechende Fingerabdrücke eingereicht. San Pedro Sula liegt im Norden des Landes und ist die zweitgrößte Stadt. Sie ist Hauptstandort für große nationale und internationale Industrieansiedlungen, besonders auch Fabriken, die für den Weltmarkt produzieren.

Die MADJ hat in den Departments Atlántida und Yoro unabhängige Bewerber:innen für vier Gemeindeverwaltungen und einen Vorschlag zur Kandidatur als Parlamentsabgeordnete:r eingereicht. Amerika21 liegen die Entscheidungen der Wahlbehörde vor. Darin begründet sie, dass im Fall der unabhängigen Abgeordnetenkandidatur für das Department Atlántida nur 2.714 der notwendigen 2.965 Unterschriften anerkannt werden. "In einer Zusammenstellung von 303 Fingerabdrücken stimmen 161 Fingerabdrücke nicht mit den Informationen der Bürger:innen überein", heißt es in der schriftlichen Entscheidung der Wahlbehörde.

Im Fall der unabhängigen Kandidatin Albertina López, die für die Gemeindeverwaltung in Tela aufgestellt ist, seien 600 Unterschriften gefordert worden, die die MADJ mit mehr als 900 gesammelten Unterschriften sogar übertroffen habe. López ist ebenfalls Koordinatorin der MADJ und war beim Widerstand gegen den Bau des illegalen Wasserkraftwerkes Los Planes in ihrer Gemeinde Pajuiles zu einer führenden Aktivistin im Protestcamp geworden. Gegen López und weitere Aktivist:innen wurden Gerichtsverfahren eingeleitet, die jedoch mit einem Freispruch endeten. (amerika21 berichtete) Fernández und weitere Mitglieder der MADJ fordern von der Wahlbehörde Nachweise oder einen technischen Bericht über diese angeblich fehlende Übereinstimmung, sodass sie dies mit ihren gesammelten Daten überprüfen können. Die einzige unabhängige Kandidatur, die eine Einschreibung in der Wahlbehörde geschafft hat und von der MADJ unterstützt wird, ist die für das Bürgermeisteramt in Amapala, Hafenstadt im Süden des Landes. Landesweit wurden 32 unabhängige Kandidaturen beim CNE eingereicht.

Martin Fernández, Koordinator der MADJ und ebenfalls unabhängiger Kandidat als Abgeordneter für das Department Atlántida, erklärt amerika21 gegenüber, dass sie das Vorgehen der Wahlbehörde "als eine klare Linie" betrachten "unabhängige Kandidaturen nicht zu erlauben, beinahe generell nicht zuzulassen. In Orten wie San Pedro Sula, El Progreso, Tela könnten unsere Kandidaturen eine ziemlich starke Konkurrenz sein. Wir glauben, dass es eine Vereinbarung zwischen den drei Parteien gegeben hat. Für uns ist es jetzt schon Betrug."

Die MADJ wurde nach dem Hungerstreik gegen die Korruption im Justizsystem im Jahr 2008 gegründet und unterstützt seitdem Gemeinden gegen illegale Rodungen sowie gegen illegale Wasserkraft- und Bergbauprojekte in den Departments Atlántida, Yoro, Intibucá und Colón. Fernández gehörte zu den damaligen streikenden Staatsanwält:innen. In den Folgejahren nach dem Putsch leitete er die MADJ. Er begleitete unter anderem juristisch die 2016 ermordete Menschenrechtsverteidigerin Berta Cáceres im Fall des illegalen Baus des Wasserkraftwerks Agua Zarca.

Die drei Ratsmitglieder, die der Wahlbehörde vorstehen, vertreten mit ihrer Parteizugehörigkeit die jeweils drei größten Parteien: die Nationale Partei, die Liberale Partei und die aus dem Widerstand nach dem Militärputsch hervorgegangene Regierungspartei Libertad y Refundación (Libre). Die 2011 gegründete Partei Libre beendete das Zweiparteiensystem in Honduras. Im Jahr 2021 gewann Xiomara Castro mit Libre die Präsidentschaftswahlen.

Kritische Stimmen aus kleineren Parteien und aus der Zivilgesellschaft kritisieren die Wahlbehörde. So sprach Fátima Mena, Fraktionsvorsitzende der Partei Salvador de Honduras, gegenüber den Medien von "einer Institution, die demontiert und politisiert ist". Darüber hinaus wird der Libre-Regierung Korruption und Vetternwirtschaft vorgeworfen.

Es bleibt abzuwarten, ob die MADJ mit ihrer Beschwerde doch noch ihre parteiunabhängigen Kandidaturen einschreiben kann. Spätestens zehn Werktage nach Einreichung der Beschwerde muss die Wahlbehörde eine endgültige Entscheidung darüber fällen.


Delegation

Mordanschlag auf Garífuna-Aktivistin in Honduras

2 Monate 2 Wochen ago

 Von Andrea Lammers amerika21

Mabel Robledo während ihrer Aussage vor dem Interamerikanischen GerichtshofQuelle: OFRANEH-Garifuna/Organización Fraternal Negra Hondureña/Facebook
Nueva Armenia/Tegucigalpa. Vier Männer haben am 21. Juni ein Attentat auf die Garífuna-Aktivistin Mabel Robledo verübt. Sie überlebte. Unmittelbar nach dem Mordversuch wurde sie von der Polizei misshandelt. Laut Berichten des Online-Magazins Criterio war Robledo mit drei weiteren Personen in einem Auto unterwegs, als sich ein Fahrzeug näherte. Einer von vier bewaffneten Männern in kugelsicheren Westen ohne Kennzeichnung sprang heraus und schoss zweimal auf sie. Er verfehlte sie jedoch.

Als Robledo ihre eigene, registrierte Waffe zog, die sie zur Selbstverteidigung mit sich führen darf, schaltete das zuvor unidentifizierte Fahrzeug plötzlich Polizeilichter ein. Robledo ließ die Waffe fallen und wurde gemeinsam mit ihren Begleitpersonen zu Boden geworfen und geschlagen.

Etwa fünf Minuten später trafen mehrere Fahrzeuge der uniformierten Präventiv- und der Ermittlungspolizei DPI ein. Robledo wurde festgenommen, mit Pfefferspray besprüht und zur Polizeiwache in Jutiapa gebracht. Um 1 Uhr morgens erhielt sie ihre Waffe zurück und wurde freigelassen.

"Wie ist es möglich, dass die Polizei wenige Minuten nach dem Mordanschlag zur Stelle war, aber nichts tat, um Mabel zu helfen? Sie schlug sie, nahm sie fest und folterte sie", sagte Miriam Miranda, Koordinatorin der Garífuna-Organisation Ofraneh, gegenüber Radio Progreso. Sie wies darauf hin, dass Robledo wenige Wochen vor dem Attentat als Vorsitzende des afroindigenen Gemeinderats von Nueva Armenia im Fall Cayo Cochinos gegen den honduranischen Staat vor dem Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte ausgesagt hatte.

Robledo ist eine bekannte Verteidigerin der Rechte der afroindigenen Garífuna an der Nordküste Honduras’. Aufgrund ihres Engagements für die Land- und Fischereirechte der Garífuna-Gemeinde Nueva Armenia wurde sie bereits mehrfach bedroht. Am 23. Januar dieses Jahres wurde sie zusammen mit vier weiteren Mitgliedern von Ofraneh auf dem Weg nach Nueva Armenia von der Nationalpolizei verhaftet.

Am 3. Dezember 2024 wurde Robledo zusammen mit anderen Aktivist:innen von der Staatsanwaltschaft vorgeladen. Diese warf ihnen illegale Landbesetzung zum Nachteil des Palmölunternehmens Palma de Atlántida, S. A., vor. Anfang Oktober 2024 wurden Bewohner:innen von Nueva Armenia bei einem nächtlichen Angriff von Unbekannten schwer verletzt. Mehrere Personen in Sturmmasken waren damals auf der Suche nach Mabel Robledo, ohne dass die Polizei einschritt.

Als bedrohte Menschenrechtsverteidigerin steht Robledo eigentlich unter besonderem Schutz des honduranischen Staates. Der beim Menschenrechtsministerium angesiedelte Schutzmechanismus funktioniert nach Aussage vieler Organisationen jedoch nicht. Miriam Miranda wertete den jüngsten Angriff auf Robledo als Terror gegen die Garífuna-Gemeinden und warnte vor der Gefahr, dass sie Opfer des gewaltsamen Verschwindenlassens werden könnte.

Robledo hatte am 21. Mai bei einer Anhörung vor dem Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte gegen den Staat Honduras ausgesagt, weil die territorialen Rechte der Garífuna-Gemeinschaft Cayos Cochinos verletzt wurden. Die Cayos Cochinos sind eine Gruppe kleiner, flacher Inseln vor der honduranischen Karibikküste, die unter anderem von den Garífuna aus Nueva Armenia als Stützpunkte für traditionellen handwerklichen Fischfang mit Einbäumen oder kleinen Booten genutzt werden.

Die Garífuna werfen dem Staat vor, die Cayos Cochinos zum Naturschutzgebiet und maritimen Denkmal erklärt zu haben, ohne sie als traditionelle Nutzer:innen und Bewohner:innen des Gebiets zu konsultieren. Mabel Robledo erklärte in der öffentlichen Sitzung außerdem, dass nicht Naturschutzinteressen die heutige Nutzung der Cayos Cochinos bestimmten, obwohl diese von den Garífuna unterstützt würden. Vielmehr seien es die Stiftung Cayos Cochinos, die Streitkräfte und die Sociedad Ecológica S.A., deren Mitglieder die 47 mächtigsten Geschäftsleute in Honduras seien. Die Stiftung bewahre die Inseln nicht, sondern zerstöre sie.

Robledo und eine Garífuna-Fachkraft aus Nueva Armenia berichteten vor dem Gerichtshof von Übergriffen der Armee auf hoher See sowie vom Verschwinden mehrerer ihrer Kolleg:innen, denen die Boote weggenommen und die ins Meer geworfen worden seien. Heftig kritisiert wurden außerdem große kommerzielle Tourismusprojekte und die Auswirkungen der Dreharbeiten zu den TV-Reality-Shows „Supervivientes: Perdidos en Honduras“ (Überlebende: Verschollen in Honduras) und „L’Isola dei famosi“ (Die Insel der Berühmtheiten) aus Italien auf den Cayos Cochinos.

Cayos Cochinos ist nach Punta Piedra, Triunfo de la Cruz und San Juan (amerika21 berichtete) der vierte Fall der Verletzung traditioneller Rechte, den die Ofraneh vor den Interamerikanischen Gerichtshof gebracht hat. Am 23. Juni, zwei Tage nach dem Attentat auf Mabel Robledo und ihrer Festnahme, endete die Frist für die Einreichung der Schlussplädoyers durch die Kläger:innen und den honduranischen Staat.

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Delegation
44 Minuten 58 Sekunden ago
Eine Delegationsreise zur Lage der Menschenrechte und der Demokratiebewegung nach dem Putsch
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