Freie Radios in Mexiko

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Mittwoch, 14. September 2011 - 19:00

Die Komunikationsaktivistin Estrella Soria aus Mexiko wird von ihrer Arbeit und ihren Erfahrungen bei den "radios comunitarias" berichten. Ein Schwerpunkt des Vortrags ist die Beteiligung von Frauen in solchen freien gemeinschaftlichen Radios, die sich vor allem in ländlichen und indigenen Regionen stark entwickelt haben.
Beginn mit mexikanischer Vokü ca. 19:00 Uhr.

In den letzten Jahren haben die "radios comunitarias" in einigen Regionen Mexikos einen wichtigen Impuls erfahren. Viele sind in Regionen, in denen für die Autonomie gekämpft wird, wie es in einigen Dörfern in Chiapas, Guerrero und Oaxaca der Fall ist, entstanden.
Es handelt sich um Aneignungsprozesse, die die Schaffung von Diskursen jenseits der dominanten Ideologie ermöglichen. Auch wenn es nahestehende Beispiele für die Übernahme und Kreation von Medien durch Frauen in Mexiko gibt, ist die Entscheidungsfindung und die Aneignung von Technologien noch immer Männer-dominiert, was die Ausübung der freien Kommunikation in diesem Land zu einer Herausforderung macht.
Wenngleich die "radios comunitarias" im städtischen Umfeld ins Leben gerufen wurden, haben sie sich in den ländlichen und indigenen Gemeinden am meisten entwickelt. Dies geschah zum größten Teil aufgrund der politisch-wirtschaftlichen Zustände, die dort erlebt werden. Es geschah aber auch aufgrund der Infragestellung dieser Dörfer der Tradition, Bräuche, Sitten und der sozialen Organisationsformen während der letzten Jahre, womit sie die Möglichkeit eine andere Art von sozialen Beziehungen zu schaffen eröffnet haben.
Außerdem existiert in den indigenen Zonen eine lange Geschichte des kollektiven Lebens, was die Schaffung von neuen Formen des Erlebens der Gemeinschaft ermöglicht oder zumindest erleichtert.
Diese Radios, die aus Initiativen der Dörfer selbst entstanden sind und erhalten werden, unterscheiden sich von staatlichen Medien in ihrem kultureller Inhalt aber auch ihren politischen Auswirkungen und Organisationsformen. Die große Mehrheit der staatlichen Radioprojekte hatte wenig mit dem wahren zeitgenössischen Indigenismus, mit der Realität die sie Tag ein Tag aus erleben und darstellen, zu tun. Weit entfernt von "Folklore" oder von der patrimonialen Vision der Kultur begünstigen die freien Radios hingegen die Produktion von neuen Musikstilen und Diskursen um das unmittelbare soziale Leben herum.
Aber sie begünstigen auch die Veränderungsformen der sozialen Normen, wie es der Fall ist bei der immer breiteren Beteiligung der Frauen bei der Erhebung ihrer Stimmen. Es handelt sich hierbei um Situationen, die einem Bruch und einer Erneuerung der Kultur und Gesellschaft viel näher sind als einer patrimonialen Aufrechterhaltung, wie sie bei den vom Staat hervorgerufenen Radios auftauchte.
Die Betonung des Unterschieds zwischen den staatlichen und freien Radioprojekten ist wichtig, da er bedeutet, dass diese Projekte nicht ideologisch und wirtschaftlich von den Plänen der amtshabenden Regierungen und den nationalistisch ausgerichteten kulturellen Projekten abhängen. Wir sprechen hier also von indigenen Dörfern, die den Weg der Selbstbestimmung aus unterschiedlichen Gründen gewählt haben.
Wir werden uns nicht so sehr beim Kontext aufhalten, sondern beim Potenzial, welches Gesellschaften bei der Veränderung ihrer Lebensformen haben.

Veranstalter: 
Öku-Büro München
Ort: 
Kafe Marat, Thalkirchner Str.