Politisches Samstagsgebet

Samstag, 24. Mai 2014 - 18:00

„Was trug seit 1945 zu Frieden und Versöhnung bei?“

Das Gedenkjahr 2014 hat auch uns veranlasst, beim Politischen Samstagsgebet im Mai dieses Gedenkjahr zum Thema zu machen.
100 Jahre 1. Weltkrieg - 75 Jahre 2. Weltkrieg
Was trug seit 1945 zu Frieden und Versöhnung bei?
Wir freuen uns, dass wir für diesen Abend Clemens Ronnefeldt vom deutschen Zweig des internationalen Versöhnungsbundes als Referenten gewinnen konnten.Herr Ronnefeldt hat in der letzten Ausgabe von Publik Forum anlässlich der Eskalationen in der Ukraine zu möglichen Chancen für Frieden und Versöhnung ein Interview gegeben. So wird auch am 24. Mai Gelegenheit sein, über dieses aktuelle Thema mit Herrn Ronnefeldt ins Gespräch zu kommen.

100 Jahre 1. Weltkrieg - 75 Jahre 2. Weltkrieg
Was trug seit 1945 zu Frieden und Versöhnung bei?

Manche Historikerinnen und Historiker sehen die beiden Weltkriege als eine Einheit, die von einer relativ kurzen Zwischenphase ohne Kämpfe unterbrochen war.
Das Ende des 1. Weltkrieges trug bereits den Keim für den 2. Weltkrieg in sich.
Immer wieder haben Menschen versucht, gegen den Krieg „anzukämpfen“ und stattdessen Versöhnung zu wagen.

Hierzu einige Beispiele:

− Bereits 1914 wurde auf einer internationalen Konferenz in Konstanz der Versöhnungsbund gegründet. Christen aus verschiedenen Ländern versuchten, den drohenden Krieg abzuwenden, weil sie Kriege grundsätzlich für unvereinbar mit dem Geist Christi hielten. Als pazifistischer Verband tagte der Versöhnungsbund gleich nach dem Ende des ersten Weltkrieges weiter in England, in den USA und ebenfalls in Deutschland. Heute vereint er außer Christen und Christinnen auch Angehörige anderer Weltreligionen sowie Menschen ohne religiöse Bindung, die auf die Wirksamkeit und verändernde Kraft von Liebe und Wahrheit setzen. Der Versöhnungsbund tritt für eine Kultur der Gewaltfreiheit ein.

− Die Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit tagte bereits im Mai 1915 mit einem Kongress europäischer und amerikanischer Frauen in Den Haag. Rund 1200 delegierte Frauen waren zum Teil unter größten Schwierigkeiten aus 12 kriegsführenden und neutralen Ländern angereist. Aus Deutschland waren es 28 Frauen der radikal-bürgerlichen Frauenbewegung, die an diesem Friedenskongress mitarbeiteten. Die Internationale Frauenliga tritt bis heute ein für friedliche Lösungen von internationalen Konflikten, sie fordert politische Gleichberechtigung und die Schaffung einer neuen sozialen und wirtschaftlichen Ordnung.

− Nach der Zerstörung der Kathedrale von Coventry im November 1940 durch deutsche Bombenangriffe ließ der damalige Dompropst Richard Howard die Worte „FATHER FORGIVE“ in die Chorwand der Ruine einmeißeln und mit drei großen Zimmermannsnägeln aus dem Dachstuhl der zerstörten Kathedrale und zwei verkohlten Holzbalken ein großes Kreuz zusammensetzen. Das Nagelkreuz von Coventry steht heute als Zeichen der Versöhnung, des Friedens und der Feindesliebe an vielen Orten der Welt, wo Menschen sich unter diesem Kreuz der Aufgabe stellen, alte Gegensätze zu überbrücken und nach neuen Wegen in eine gemeinsame Zukunft zu suchen.

- Die Internationale katholische Friedensbewegung pax christi entstand zum Ende des Zweiten Weltkriegs in Frankreich, zunächst als „Kreuzzug des Gebets um Versöhnung“ und um die Heilung Deutschlands von den spirituellen und moralischen Auswirkungen der Zeit des Nationalsozialismus. Diese Bewegung ging von einigen Laien um die französische Lehrerin Marthe-Marie Dortel-Claudot aus. Sie wurde gefördert von Bischof Pierre-Marie Théas von Momtauben, der die deutsch-französische Aussöhnung zu seinem Anliegen gemacht hatte. Vierzig französische Bischöfe unterzeichneten noch vor Kriegsende den Aufruf zu einem gemeinsamen „Kreuzzug der Versöhnung zwischen Deutschland und Frankreich“. In Deutschland wurde der Aufruf aufgegriffen und verbreitet. Im April 1948 fand der erste internationale Kongress der Vereinigung in Kevelaer statt. Dort wurde 1948 auch die Gründung des deutschen Zweiges vollzogen.

Seit 1945 erlebt Deutschland eine der längsten Phasen ohne Krieg auf eigenem Boden in seiner Geschichte.
Was trug und trägt zu dieser Tatsache bei?
Welche Rolle spielte die deutsch-französische und die deutsch-polnische Aussöhnung?
Warum ist es heute kaum noch vorstellbar, dass
Deutsche gegen den ehemaligen französischen Erzfeind in mehrere Kriege gezogen sind?
Was festigt Frieden und Versöhnung in Europa?
Ist Versöhnung auch in der Ukraine möglich?

Veranstalter: 
Politisches Samstagsgebet
Ort: 
KHG, Leopoldstr. 11