Syrien im Februar
Reinhard arbeitet z.Z. in Honduras - und kommentiert von dort die Welt, das hier geht uns auch an:
Medientanz um syrische Contras
So aus der Ferne bekommt man, gerade im Vergleich der verschiedenen Programme und Sprachen, vermutlich besser als in Deutschland mit, wie das obszöne Spiel der Medien funktioniert.
Derzeit ist Syrien an der Reihe. Nach den wunderbaren Erhebungen gegen die Diktatoren in Tunesien und Aegypten sind unsere Machthaber von Barack bis Angela und Sarkozy nicht untätig geblieben und versuchen, diese Welle des Protestes in der arabischen Welt aus zu nutzen und für sich um zu münzen.
Was in Libyen wunderbar geklappt hat, sollte doch für die ganze Region klappen: Unterstützung von ein paar Aufständischen (die es sicher in jedem Land der Erde gibt), dann Paramilitärs, Waffen und Söldner reinschicken, Separationserklärung von ein paar dem “Westen” hörigen Aufständischen, dann Verurteilung im Sicherheitsrat und Bomben auf den Rest. Ein nicht immer Willfähriger (Ghaddafi) weniger – und das Öl fliesst weiter – nun zu den Bedingungen unserer Ölfirmen.
Wichtig dabei ist vor allem, dass die publizistische Untermalung stimmt: Böser Ghaddafi, böser Assad, guter Netanjahu, lieber, lieber Saudi-König. Und schiessen, rauben, killen oder vergewaltigen tun nur die Bösen, auch Babies werden bei Bedarf von denen umgebracht.
Dass Russland und China diesmal nicht so mitspielten, war Pech – aber die Retourkutsche ist schon unterwegs: Putin ist auf einmal nicht mehr unangreifbar und über Tibet sind plötzlich wieder Horrormeldungen zu lesen.
Anders die Lage in Bahrein: der dortige (dem Westen hörige) Oberscheich wurde nach massiven Protesten nicht gestürzt, sondern massiv gestützt – und dann liess Saudi Arabien die von Deutschland gelieferten Panzer einrollen. Frühlingsende. Ohne grosses Pressenachspiel.
Oder Yemen: Aufstand, Aufstand, Aufstand, am Ende bekommt dann der Potentat und Landesplünderer Salih Asyl in den USA – aber erst, wenn alles in deren Sinne geregelt ist.
So schafft der publizistische Mainstream einfach neue Wahrheiten! Oder lässt sie einfach weg. Nicht wahr, liebe OHA1-LeserInnen?
Und nun also Syrien.
Das libysche Muster ist unverkennbar: ein paar Menschen kommen zusammen, “unbestätigten” Meldungen nach einige Tausende, Dutzende werden getötet. Und schreien nach Hilfe. Komisch nur, dass sie auf einmal schwer bewaffnet sind und der Polizei und dem Militär Paroli bieten können. “Es wären Freiheitskämpfer aus Libyen gekommen” stand da plötzlich als Erklärung zu lesen (kann gut sein, denn die Söldner wurden ja dort nicht mehr gebraucht).
Und der stetige mediale Infotropfen höhlt das Hirn: Assad kommt heute gleich nach Hitler und Stalin in der Hitliste der grausamen Diktatoren.
Letztlich ist das alles Auftakt für die generelle Neuordnung des Nahosten – nur Iran fehlt dann noch als grösster Baustein, der die Oberhoheit über “unser” Öl verhindert. Denn die Hand auf diesem Öl garantiert Weltmachtstellung in den nächsten 20-30 Jahren. Einfach.
- 1. OHA - dieses Blättchen bekommt normalerweise die Artikel von Reinhard; momentan allerdings noch nicht, sonst gäbs hier nur den Link