Informationen zum Marshall Center

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George C. Marshall Europäisches Zentrum für Sicherheitsstudien

Die Aufgabe des Marshall Center

Schön gelegen in dem Skigebiet Garmisch-Partenkirchen bietet das Marshall Center seinen Kursteilnehmer sowohl Urlaub und Erholung als auch eine Militärausbildung. Es ist daher ein geeigneter Ort, um mit ausländischem Militärpersonal, persönliche Kontakte zu pflegen. Diese Kontakte dienen dem Zweck, amerikanischen Einfluß in Europa und Zentralasien aufzubauen, mit dem langfristigen Ziel die NATO auszudehnen. Die strategische Überlegungen, die hinter diesen Aktivitäten stecken, werden vom ehemaligen U.S. National Security Advisor Zbigniew Brzezinski deutlich ausgedrückt:

Geopolitische Drehpunkte sind die Staaten, deren Bedeutung sich nicht aus ihrer Macht oder ihren politischen Zielen herleitet. Vielmehr sind sie von Bedeutung aufgrund ihrer sensiblen Lage und ihres potentiell verletzlichen Zustands, der das Verhalten geopolitischer Spieler beeinflußt. [...] Die Ukraine — ein neuer und wichtiger Platz auf dem eurasischen Schachbrett — ist ein geopolitischer Drehpunkt, weil ihr bloßes Bestehen als unabhängiges Land dazu beiträgt, Russland umzuwandeln. Ohne die Ukraine hört Russland auf, ein eurasisches Imperium zu sein.

- Zbigniew Brzezinski, “The Grand Chessboard”, 1997.

Die Bezeichnung geopolitischer Drehpunkt gilt für die meisten Länder, die sich entlang der Grenzen Russlands und Chinas befinden. Das sind gerade die Länder, mit denen das Marshall Center sich besonders beschäftigt. Beispielhaft für das Spektrum an Ländern, die mit dem Marshall Center zu tun haben, ist die Teilnehmerliste von einer Sicherheitskonferenz im Januar 2005:

Teilnehmer kamen aus folgenden Ländern: Albanien, Armenien, Weißrussland, Bulgarien, die Tschechische Republik, Estland, Georgien, Ungarn, Kasachstan, Kirgisien, Lettland, Litauen, Moldavien, Polen, Rumänien, Russland, Slowakei, Tatschikistan, Turkmenien, Ukraine, Usbekistan, sowohl als auch Deutschland und USA

- Marshall Center Zentral- und Südasien regionale Sicherheitskonferenz, Januar 13, 2005.

In den Veröffentlichungen des Marshall Center liest man viel über friedliches Engagement, Demokratie und Offenheit. Leider klafft die Realität und die Rhetorik weit auseinander. Das sieht man besonders deutlich anhand des Beispiels Usbekistan.

Usbekistan und das Marshall Center

Das Marshall Center ist besonders bemüht, Beziehungen mit dem Militärstab aus Usbekistan aufzubauen. Dabei hat der Direktor des Marshall Center, Robert Kennedy, am 10.09.2002 Tashkent selber besucht. Zu der Zeit hatten seit 1993 schon 89 Usbekische Militär- und Zivilbeamten das Marshall Center besucht.

Falls die ehemaligen Studenten vom Marshall Center tatsächlich etwas über Demokratie zu hören bekamen, haben sie es schnell wieder vergessen. Der neueste Bericht von Amnesty International zur Lage der Menschenrechten in Usbekistan ist ernüchternd:

Unter Folterungen erpresste »Beweise« wurden Berichten zufolge routinemäßig vor Gericht zugelassen und der Grundsatz der Unschuldsvermutung durchgängig missachtet. Todesurteile wurden weiterhin im großen Maßstab gefällt und unter Geheimhaltung vollstreckt, was dem allgemeinen Trend hin zur Abschaffung der Todesstrafe in der Region zuwiderlief.

- Amnesty Jahresbericht zu Usbekistan, 2005

Mit welcher Gleichgültigkeit die Menschenrechtsverletzungen von westlichen Regierungen hingenommen werden, zeigt dieser Bericht von Craig Murray [ein ehemaliger Britischer Botschafter in Usbekistan]:

Karimov ist einer der brutalsten Dikatoren der Welt, ein Mann der den Tod tausender Menschen verantwortet. Gefangene werden in Usbekischen Haftanstalten zu tode gekocht. Und er war Gast des Weißen Hauses in 2002. Es sind zahlreiche Fotos vorhanden, wo George Bush die Hand Karimovs schüttelt. Rumsfeld hat ein besonders enges Verhältnis zu Karimov.

[...]

Also, in der Zeit als ich mich über den Erhalt dieses Foltermaterial beschwerte, bat ich meine Stellvertreterin vor meiner Rückkehr nach London, die amerikanische Botschaft anzurufen — nur um sicherzustellen, dass es sich nicht um irgendein Mißverständnis handelt — um bei der CIA Station dort ausdrücklich nachzufragen, ob sie auch glaubten, dass diese Usbekische Informationen wahrscheinlich unter Folter erpresst worden seien. Also, meine Stellvertreterin ist zur amerikanischen Botschaft gegangen. Dort hatte sie eine Besprechung, entweder mit einem politischen Berater oder mit dem Chef der CIA Station. Ich bin nicht ganz sicher mit wem [...]. Sie kam zurück und berichtete mir, die Besprechung habe stattgefunden und die amerikanische Botschaft sagte, ja, die Informationen seien wahrscheinlich unter Folter erpresst worden, aber sie sähen darin kein Problem.

- Craig Murray (ehemaliger Britischer Botschafter zu Usbekistan), auf DemocracyNow, January 19th, 2006.

“Erfolgsgeschichten” aus dem George C. Marshall Center.

Das Marshall Zentrum spielt eine wichtige Rolle beim Aufbau von militärischen Beziehungen zwischen den U.S.A. und den Ländern in Zentraleuropa und Zentralasien. Nach Meinung des stellvertretenden Befehlsinhabers des U.S. Central Commands, Michael DeLong, hätte das Pentagon [im Jahr 2002] “kein Zugang zu zentralasiatischen Stützpunkten [z.B. Usbekistan] um den Krieg gegen Terrorismus zu führen, wenn es nicht diese Beziehungen gäbe,” die zum Teil durch das Marshall Zentrum etabliert wurden.

Manche ehemalige Studenten des Marshal Zentrums haben später in ihren Heimatländern wichtige Posten besetzt—z.B. Lieut. Gen. David Tevzadze, Georgiens Verteidigungsminister; Col. Josip Stimac, Befehlsinhaber der kroatischen Luftwaffe; Adm. Gaidis Zeibots, Chef des Verteidigungsstabs in Lettland; MG Valerii Muntiian, stellvertretender Verteidigungsminister der Ukraine; Mr. Oleg Shamshur, stellvertretender Außenminister der Ukraine.

Text Fintan Bolton