Mittwoch, 20. August 2025
Frau Präsidentin Xiomara Castro Sarmiento,
die 26 unterzeichnenden Organisationen und Kollektive, die sich für die Verteidigung der Menschenrechte und die Solidarität mit Lateinamerika, insbesondere mit Mittelamerika und Honduras, einsetzen, wenden sich an Sie in tiefer Bestürzung über die Lage im unteren Aguán-Tal.
Mit Schmerz, Trauer und Empörung schließen wir uns der Trauer der bäuerlichen Gemeinschaften aus der Region angesichts der neuen Welle von Morden an Mitgliedern von Genossenschaften und Bauernunternehmen an, die in der Agrarplattform (Plataforma Agraria) und der Koordinierungsstelle der Volksorganisationen des Aguán-Tales (COPA) zusammengeschlossen sind. Mit großer Sorge beobachten wir die Eskalation der Gewalt, die durch Drohungen, Vertreibungen und Morde gekennzeichnet ist. Diese Morde sind meist gezielt und werden von Auftragskillern ausgeführt, wodurch sich in der Region ein Klima der Angst ausbreitet.
Wir schließen uns der Warnung der Koalition gegen Straflosigkeit an: Diese Verbrechen sind keine Einzelfälle, sondern Teil einer systematischen Strategie zur Zerschlagung der Bauernbewegung in einem Kontext hochgradiger Straflosigkeit.
Wir bitten Sie höflich, dringend Maßnahmen zu ergreifen, um:
• die kriminellen Strukturen, die im Aguán-Tal operieren, zu zerschlagen, insbesondere die Gruppen, die als Los Cachos und Los Canechos bekannt sind;
• die Verbrechen aufzuklären und die Verantwortlichen strafrechtlich zu verfolgen;
• das Leben derjenigen zu schützen, die ihr legitimes Recht auf Verteidigung ihrer Territorien ausüben;
• das Abkommen vom 22. Februar 2022 mit den dort genannten Genossenschaften und kleinbäuerlichen Unternehmen umzusetzen und eine unabhängige Wahrheitskommission für das Aguán-Tal einzurichten.
Von den zahlreichen gewaltsamen Todesfällen im unteren Aguán-Tal möchten wir einige der jüngsten Fälle hervorheben, für die es konkrete Hinweise auf einen direkten Zusammenhang mit der Verteidigung der Gebiete und den Aktivitäten der landwirtschaftlichen Genossenschaften und Vereinigungen gibt:
• 1. August 2025: Ermordung von Abel Monroy, Schwiegervater eines Mitglieds der Genossenschaft El Chile. Er hatte zuvor Drohungen im Zusammenhang mit der Arbeit seines Familienangehörigen in dieser Genossenschaft erhalten.
• 26. Juli 2025: Ermordung, durch mutmaßliche Auftragskiller, von Héctor Otoniel Castro Hernández, Mitglied der Empresa Campesina Gregorio Chávez und Bruder von Wendy Castro Hernández, stellvertretende Koordinatorin der Plataforma Agraria.
• 17. Juli 2025: Ermordung von Ramón Rivas Baquedano, Mitglied der Empresa Asociativa Campesina de Producción La Aurora, und seines Sohnes Carlos Rivas, Mitglied der Empresa Campesina Gregorio Chávez.
• 2. Februar 2025: Ermordung von José Luis Hernández Lobo und seiner Partnerin Suyapa Guillén, aktive Mitglieder der landwirtschaftlichen Genossenschaft Empresa Campesina Gregorio Chávez.
• 2. Januar 2025: Ermordung von Arnulfo Díaz. Bewaffnete Männer lauerten ihm am Rande der Genossenschaft Brisas del Aguán auf und erschossen ihn in seinem Fahrzeug.
Nach Informationen aus verschiedenen Quellen wurden allein im bisherigen Verlauf des Jahres 2025 elf Morde an Kleinbauern und - bäuerinnen sowie ein schwerer Fall von Folter verzeichnet.
Nach zahlreichen Anzeigen von Bauernorganisationen hatte der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte (CIDH) im November 2024 vor der Präsenz paramilitärischer Gruppen in der Region und den damit verbundenen hohen Risiken für Bauern und Menschenrechtsverteidigern gewarnt.
Wir möchten hier einige sehr besorgniserregende Vorfälle von Gewalt gegen Kleinbäuer*innen und Menschenrechtsverteidiger*innen nennen:
· Am 18. Januar 2023 wurde Omar Cruz, Präsident der Genossenschaft Los Laureles, zusammen mit seinem Schwiegervater Andy Martínez Murillo ermordet. Eine Woche zuvor hatte Cruz bei der Staatsanwaltschaft Anzeige gegen Miguel Mauricio de la Soledad Facussé Saenz, Eigentümer der Corporación DINANT, erstattet. In der Anzeige wird Facussé als „Täter und Komplize” der illegalen bewaffneten Gruppe Los Cachos beschrieben.
· Am 12. Februar 2023 wurde Hipólito Rivas, Gründer der Empresa Asociativa Campesina Gregorio Chávez, zusammen mit seinem Sohn Javier Rivas ermordet. Zeugen schreiben den Mord einer bewaffneten Gruppe zu, die die Finca Pasó Aguán kontrolliert und von dort aus Mitglieder der Bauernvereinigung angreift.
· Am 9. Januar 2023 wurden zwei Mitglieder der Cooperativa El Chile durch Schüsse aus Schrotflinten von Mitgliedern der Sicherheitsfirma SEC verletzt, die offenbar Verbindungen zu illegalen bewaffneten Akteuren hat.
· Am 22. Mai 2023 wurde Candelario Martínez, Schwager des Sprechers der Plataforma Agraria, Yoni Rivas, ermordet.
· Es folgte die Ermordung einer Cousine von Wendy Castro Hernández, der stellvertretenden Koordinatorin der Plataforma Agraria.
· Am 17. März 2024 wurde Marvin Dubón, Sprecher der Cooperativa Tranvío, erschossen.
· Am 17. Oktober 2024 wurde Selvin Noe García, Mitglied der Kooperative Brisas del Aguán, von bewaffneten Männern in seinem Fahrzeug erschossen.
Frau Präsidentin, dies ist ein internationaler Appell an Ihre Menschlichkeit auf der Basis der Garantie des Rechts auf Leben. Dieses Recht schützt alle Menschen, einschließlich der Bauern und Bäuerinnen des unteren Aguán-Tales, die ihre Rechte auf Land und ein würdiges Leben verteidigen.
Wir wissen die Solidaritätsbekundungen von Mitgliedern Ihrer Regierung gegenüber den
Kleinbauern und - bäuerinnen im Aguán-Tal zu schätzen, doch diese allein reichen nicht aus. Wir bitten Sie dringend, zu handeln und konkrete Maßnahmen zu ergreifen, um der Gewalt in der Region ein Ende zu setzen. Die Mittel dazu liegen in den Händen der Exekutive und der honduranischen Justiz.
Die Situation duldet keinen weiteren Aufschub!
Unterzeichnende Organisationen und Initiativen:
Ökumenisches Büro für Frieden und Gerechtigkeit (Deutschland)
Kollektiv CADEHO (Deutschland)
Honduras-Delegation (Deutschland)
Romero Initiative (Deutschland)
ACI Participa (Honduras)
Arbeitskreis „Dritte Welt“ (Deutschland)
AWO International (Deutschland)
Colectivo Jesús María Valle J. (Kolumbien)
Collettivo Italia Centro America CICA (Italien)
Comunicadores y Comunicadoras Populares por la Autonomía COMPPA (Mexiko)
US-El Salvador Sister Cities (USA)
CAREA e.V. (Deutschland)
Guatemala Solidarität Österreich
France Amerique Latine (Frankreich)
Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika FDCL (Deutschland)
Ya Basta Netz (Deutschland)
Naturfreunde Deutschlands
Pax Christi International (Belgien)
Peace Watch Switzerland (Schweiz)
Komite Internazionalistak Euskal Herria (Spanien)
ÖkoEsel (Deutschland)
Umweltnetzwerk für Zentralamerika ENCA (Vereinigtes Königreich)
Netzwerk Guatemala-Schweiz „Guatemalanetz Bern“ (Schweiz)
Transgalaxia (Deutschland)
Diana Bohn
Mitglied der Berkeley Peace & Justice Commission (USA)
Vereinigung für medizinische Hilfe in Mittelamerika, AMCA (Schweiz)
Rede Dr. Hildegard Fischer auf der Hiroshima-Kundgebung
Danke an das Münchner Friedensbündnis für die Organisation und die Einladung.
Ich darf sie auf die Ausstellung hinweisen. Wir Ärztinnen und Ärzte der IPPNW wollen über die Zusammenhänge der zivilen und militärischen Atomindustrie und über die gesundheitlichen Gefahren von Radioaktivität aufklären. Daher diese Ausstellung mit einigen Orten, an denen sich ihre katastrophalen Folgen für Umwelt und Gesundheit zeigen.
80 Jahre nach Ende des zweiten Weltkriegs hat ein neues Wettrüsten begonnen. Das Atomkriegsrisiko ist so hoch wie nie.
Michael Gorbatschow schreibt 2017 in seinem Buch:
„Solange es Atomwaffen gibt, bleibt die Gefahr bestehen, dass sie zum Einsatz kommen. Sei es durch Zufall, eine technische Störung oder auch einen bösen menschlichen Willen. Deshalb müssen wir das Ziel, die Atomwaffen zu verbieten und zu vernichten, mit Nachdruck weiterverfolgen. Das ist unsere Pflicht.“
Jede vorhandene Atomwaffe erhöht das Risiko der Eskalation, eines Unfalls, des Atomkriegs aus Versehen.
Es kann nicht davon ausgegangen werden, dass neue Technologien wie KI Verbesserungen bringen, ganz im Gegenteil, bisher hat uns das Zögern und Hinterfragen von aufmerksamen Menschen vor der Katastrophe bewahrt.
Fehlalarme der Frühwarnsysteme sind deswegen so brandgefährlich, weil in der USA und in Russland das Prinzip des "launch on warning" gilt, „Start bei Warnung“ d.h. sofortiges Starten eines Gegenschlags, noch bevor die gegnerische Atomrakete einschlägt.
Im Buch von Annie Jacobsen wird erschreckend anschaulich beschrieben, wie innerhalb von 72 Minuten die gesamte Erde vernichtet wird. Ein Raketenstart löst den nächsten aus, bis am Ende aus allen Standorten der Welt gefeuert wird.
Die Liste von Beinahe Katastrophen ist lang, wobei es z.B. aus Nordkorea, Indien und Pakistan gar keine Informationen gibt.
Einige Beispiele:
50 US Atomsprengköpfe gelten als vermisst.
1966 kollidierte ein mit vier Atomwaffen beladenes US Flugzeug in der Luft vor der spanischen Küste mit einem anderen Flugzeug. Alle vier Atomwaffen wurden abgeworfen, aus ungeklärtem, purem Zufall kam es nicht zu einer Explosion, das Meer und weite Landstriche wurden verseucht.
1973 während des arabisch-israelischen Kriegs aktivierte ein US Mechaniker versehentlich das ganze Alarmsystem seiner Basis, alle Piloten und Crews rannten zu ihren Bombern, bis ein Offizier den Fehlalarm erkannte und sie alle gerade noch zurückrief.
1983 meldete die russische Satelliten Überwachung einen Angriff der USA, Stanislav Petrow zögerte und ignorierte den Alarm. So bewahrte er uns vor dem Atomkrieg, es gibt einen Film darüber. Sonnenspiegelungen haben den Alarm ausgelöst.
2009 kollidieren im Atlantik ein französisches und ein britisches Atom U-Boot. Viele Fragen blieben offen, wie viele Atom spreng köpfe an Bord waren und wo genau der Unfallort war.
2013 und 2016 flogen einige Offiziere der US Air force wegen massivem Drogen - und Alkoholmissbrauch auf. Die Soldaten waren für die Sicherheit von 150 Atomraketen zuständig. Die Kommandozentrale war ein Jahr lang außer Kontrolle, offen für jeden Hackerangriff.
Die Liste ist noch viel länger. Aus jüngerer Vergangenheit gibt es wenig Daten. Die Vorfälle werden verheimlicht und kommen immer erst nach Jahren ans Licht.
Atomkrieg ist Wahnsinn und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, krankhafter Wahnsinn und alle wissen es.
Thomas Schelling, Nobelpreisträger, Berater des US Verteidigungsministeriums sagte:
„Der Atomkrieg setzt seiner ganzen Natur nach keine rational denkenden Menschen voraus. Das kann gar nicht sein. Welcher geistig gesunde Mensch wäre bereit, Hunderte Millionen Menschen zu töten, die Erde zu zerstören und das Ende der Zivilisation herbeizuführen, nur um sicherzustellen, dass jemand anderer, den er als Feind bezeichnet, nicht zuerst triumphiert.“
Wir Ärzte werden Euch nicht helfen können.
Dr. Hildegard Fischer
admin-0 15. August 2025 - 1:15